Mit dem Heizkostenvergleich der Österreichischen Energieagentur können Sie abschätzen, ob Ihre Heizkosten ähnlich liegen, wie jene von ähnlichen Gebäuden mit demselben Heizsystem.

Die Österreichische Energie Agentur hat den Heizkostenvergleich 2017 vorgestellt: Das kostet Heizen in Österreich. Darin werden für drei verschiedene Typen von Einfamilienhäusern - unsaniert, saniert und Neubau - die Heizkosten bei verschiedenen Brennstoffen gegenübergestellt: Fernwärme, Erdgas-Brennwert, Öl-Brennwert, Scheitholz, Pellets, Wärmepumpe Luft/Wasser, Wärmepumpe Sole/Wasser mit Erdsonde

Warum Ihnen ein solcher Kostenvergleich trotzdem die Entscheidung für ein bestimmtes Heizsystem nicht abnehmen kann, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Das können Sie in diesem Beitrag lesen:

Was ein Kostenvergleich von Heizsystemen kann und was nicht

Die Heizkosten eines Hauses für verschiedene Heizsysteme zu vergleichen, ist für Sie als Eigentümer natürlich interessant, wenn Sie wissen möchten, ob Ihre aktuellen Heizkosten einigermaßen im Bereich von vergleichbaren Häusern und Heizsystemen liegen.

Besonders spannend wird es, wenn Sie Ihr Haus modernisieren oder sogar ein neues Haus planen wollen. Dabei sollten Sie allerdings nicht nur die Brennstoffpreise berücksichtigen, sondern alle anfallenden Kosten der Heizsysteme, einschließlich der Investitions-, Wartungs- und Instandhaltungskosten - Sie sollten also die Vollkosten der verschiedenen Systeme vergleichen.

Wenn Sie aus persönlicher Überzeugung möglichst geringe Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Ihren Energieverbrauch verursachen wollen, um Sie selbst, Ihre Familie, Nachbarn und die Umwelt möglichst wenig zu belasten, kommen ohnehin nur Erneuerbare Energien infrage - Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme. Dasselbe gilt, wenn Sie größtmögliche Versorgungssicherheit erreichen wollen

Ein Heizkostenvergleich wie der vorliegende kann Ihnen sagen, ob Ihre Heizkosten ungefähr gleich hoch sind wie bei ähnlichen Gebäuden und Heizsystemen. Er kann Ihnen nicht Ihre Entscheidung abnehmen, welches Heizsystem in der Zukunft für Sie das beste sein wird.

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen

Ein Haus bauen oder sanieren Sie für die nächsten dreißig, vierzig oder mehr Jahre. Und damit beginnt ein Dilemma: Die Baukosten können Sie relativ einfach ermitteln, aber wie werden sich die Kosten für die Bewirtschaftung dieses Hauses in diesem Zeitraum entwickeln? Wie werden sich die Heizkosten für welches Heizsystem entwickeln?

Die Energiekosten steigen und praktisch alle ExpertInnen sind sich einig, dass sie weiter steigen werden. Wie stark diese Kostensteigerungen für unterschiedliche Energiearten ausfallen werden, kann seriös niemand beantworten, weil die Kosten von vielen Faktoren abhängen:

  • Um die fossilen Energieträger Öl und Gas aus der Erde zu holen, werden immer aufwendigere und teurere Technologien benötigt.
  • Klimakrise: Förderung, Transport und Verbrennung dieser fossilen Energieträger verursachen hohe Umweltkosten, die absehbar steigen werden.
  • Klimawandel-Folgekosten: Damit steigen auch die Gesundheitskosten, die durch Förderung, Transport und Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht werden.
  • Energiesicherheit: Politische Instabilität in vielen Herkunftsländern von Öl und Gas oder in Ländern, durch welche Pipelines führen, gefährden die Versorgungssicherheit. Um Lieferausfälle ausgleichen zu können, müssten hohe Investitionen in Reservespeicherkapazitäten, Stromnetze sowie Öl- und Gaspipelines fließen.
  • Menschen akzeptieren die Verwendung dieser unsicheren, umwelt- und gesundheitsschädlichen fossilen Energieträger immer weniger.

Warum Sie mit Erneuerbaren Energien auf der sicheren Seite sind

Die Technologien bei Erneuerbaren Energien entwickeln sich ständig weiter und deren Kosten sinken. Diese Fortschritte geschehen vor allem auch immer schneller, als selbst die Fachwelt das erwartet. Ein gutes Beispiel lieferte vor einigen Tagen wieder einmal die Internationale Energie Agentur IEA Paris mit ihrem World Energy Outlook 2017 weo2017: Darin beschreibt die IEA verschiedene Zukunftsszenarien für die weltweite Energiewirtschaft bis 2040. Ich zitiere dazu Georg Günsberg auf Twitter:

Georg Günsberg am 16.11.2017 auf Twitter zum weo2017

Georg Günsberg‏ @georguensberg 14. Nov.
Wie immer spannend: der neue @IEA #weo2017. Aber weiterhin bleibt es beim systemat. Unterschätzen d Erneuerbaren, z.B. PV: Jährlicher Zubau im IEA-Hauptszenario: knapp über 70GW bis 2030. Danach 77GW/a. Real waren wir mit 75 GW bereits 2016 darüber u heuer werden 100 GW erwartet.

Wie kann es zu solchen Fehleinschätzungen kommen? Dafür dürfte es mehrere Gründe geben:

  • Die Erarbeitung eines umfangreichen Berichtes wie des World Energy Outlooks geschieht jährlich und dauert vermutlich auch ein Jahr. Zum Zeitpunkt, als das Kapitel Erneuerbare Energien bearbeitet wurde, existierten die endgültigen Zahlen für das Vorjahr möglicherweise noch nicht.
  • Techniker und Statistiker vertrauen lieber vorhandenen Zahlen, also der Vergangenheit, als der Innovationsfreude und Kreativität von Unternehmern, Forschern und sonstigen Playern im Sektor der Erneuerbaren Energien, die nach vorne in die Zukunft schauen.
  • Ein kluger Mann hat vor einigen Tagen zur Energiewende philosophiert: Man muss die Energiewende vom gewünschten Szenario in der Zukunft auf heute zurückdenken, nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft.

Vor der Entscheidung für ein Heizsystem sollte Ihr Haus so energiesparend wie möglich sein

Immer häufiger wird auch bei uns über die Sektorkopplung diskutiert: Dabei werden im Wesentlichen die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr gemeinsam betrachtet. Das könnte für Sie bedeuten, dass Sie für ein Haus in sehr gutem energetischen Zustand nur mehr so wenig externe Heizwärme zuführen müssen, dass eine Elektroheizung mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern problemlos und kostengünstig funktionieren würde.

Ein stark vereinfachtes Szenario dazu könnte so ausschauen: Sie bauen oder sanieren Ihr Haus nach dem Passivhausstandard oder besser, Ihr Haus verbraucht also im Jahreszyklus nicht mehr Energie, als es selbst erzeugen kann - oder es erzeugt sogar etwas mehr. Eine Systemkomponente könnte die Thermische Bauteilaktivierung sein: Dabei wird die von Sonnenkollektoren eingesammelte Wärme in massiven Gebäudebauteilen gespeichert und bei Bedarf für Heizung oder Kühlung abgerufen.

Mit einer Photovoltaik-Anlage erzeugen Sie Strom und speichern diesen in einem Batteriespeicher zwischen, damit sie ihn auch nachts oder während einer Dunkelphase nutzen können. Mit Ihrem Sonnenstrom könnten Sie auch eine Wärmepumpe betreiben, um Ihre Wohnräume behaglich zu beheizen. Schließlich laden Sie mit Ihrem selbst erzeugten Sonnenstrom auch noch kostengünstig Ihr Elektroauto auf.

Damit ein solches gekoppeltes Energiesystem funktionieren kann, braucht es eine professionelle Planung. Sie sollten also unbedingt eine umfassende Energieberatung nutzen.

Welche Häuser und Heizsysteme werden miteinander verglichen?

Die Österreichische Energie Agentur geht von Einfamilienhäusern mit 118 Quadratmeter Nutzfläche aus. Bei diesem Vollkostenvergleich werden Brennstoff-, Investitions-, Wartungs- und Instandhaltungskosten berücksichtigt. Förderungen bleiben unberücksichtigt, da diese teilweise je nach Bundesland und Familiensituation unterschiedlich sein können.

  • unsaniert, mit einem Heizwärmebedarf von 175 kWh/m2a
  • thermisch saniert, mit einem Heizwärmebedarf 60 kWh/m2a
  • Neubau, mit einem Heizwärmebedarf von 45 kWh/m2a

Die Investitionskosten können sehr unterschiedlich sein, daher werden sie in einer Maximal- und in einer Minimalvariante angesetzt:

  • Maximalvariante bedeutet, ein Gebäude wird kompletten mit einem neuen Heizsystem ausgestattet, es werden keine vorhandenen Altkomponenten weiter genutzt.
  • Minimalvariante bedeutet, es wird derselbe Energieträger weiter genutzt und funktionsfähige Komponenten wie Wärmeabgabesystem, Gasanschluss bei Gasheizungen oder Öl-Tank bei Ölheizungen werden weiter genutzt.

Die CO2-Emissionen werden gemäß OIB Richtlinie 6, Energieeinsparung und Wärmeschutz (2015) Download [PDF] bewertet.

Wegen der hohen Energieeffizienzanforderungen der OIB-Richtlinie 6 (2015) an Gebäude werden Scheitholzsysteme kaum mehr als Hauptheizungssystem in Neubauten eingesetzt; sie werden daher nur mehr in unsanierten oder sanierten Gebäuden berücksichtigt.

Weitere Informationen wie angenommene oder geschätzte Zinssätze, Nutzungsdauer, Preissteigerungen, etc. sowie Details zur Methodik können Sie hier downloaden: Factsheet „Basisannahmen" [PDF].

Einfamilienhaus unsaniert

AEA Heizkostenvergleich unsaniertes Gebaeude 

[Klicken Sie auf die Grafik, um auf die Detailseite der Österreichischen Energieagentur zu kommen. Dort können Sie die Energie- und Investitionskosten bei Bedarf ein- oder ausblenden.]

Einfamilienhaus thermisch saniert

AEA Heizkostenvergleich saniertes Gebaeude

 [Klicken Sie auf die Grafik, um auf die Detailseite der Österreichischen Energieagentur zu kommen. Dort können Sie die Energie- und Investitionskosten bei Bedarf ein- oder ausblenden.]

Einfamilienhaus Neubau

AEA Heizkostenvergleich Neubau

[Klicken Sie auf die Grafik, um auf die Detailseite der Österreichischen Energieagentur zu kommen. Dort können Sie die Energie- und Investitionskosten bei Bedarf ein- oder ausblenden.]

CO2-Emissionen

AEA Heizkostenvergleich CO2 Emissionen

[Klicken Sie auf die Grafik, um auf die Detailseite der Österreichischen Energieagentur zu kommen. Dort können Sie die Punkte Neubau, Saniertes Gebäude und Unsaniertes Gebäude bei Bedarf ein- oder ausblenden.]

Mitglieder der Österreichischen Energieagentur

  • Republik Österreich (BMLFUW, BMWFW)
  • Bundesland Burgenland
  • Bundesland Kärnten
  • Bundesland Niederösterreich
  • Bundesland Oberösterreich
  • Bundesland Salzburg
  • Bundesland Steiermark
  • Bundesland Tirol
  • Bundesland Vorarlberg
  • Bundesland Wien
  • Bundesimmobiliengesellschaft
  • AEE - Institut für nachhaltige Technologien
  • E-Control
  • Energie AG Oberösterreich
  • Energie Agentur Steiermark gemeinnützige GmbH
  • Energie Burgenland
  • Energie Graz GmbH & Co KG
  • Energie Steiermark AG
  • Energieinstitut Vorarlberg
  • EVN AG
  • Fachverband Energiehandel
  • Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW)
  • Fachverband der Österreichischen Holzindustrie
  • Fachverband Mineralölindustrie
  • KELAG
  • Kleinwasserkraft Österreich
  • Kommunalkredit Public Consulting GmbH (KPC)
  • LINZ AG für Energie, Telekommunikation, Verkehr und Kommunale Dienste
  • ÖAMTC
  • OMV Gas GmbH
  • Österreichischer Biomasse-Verband
  • Österreichische Bundesbahnen (ÖBB)
  • Österreichische Bundesforste AG
  • Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)
  • Österreichischer Kachelofenverband
  • Österreichischer Städtebund
  • Österreichischer Verband für Elektrotechnik
  • Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation
  • TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG
  • Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs
  • Vereinigung der Österreichischen Industrie – Industriellenvereinigung (IV)
  • Verein für Konsumenteninformation (VKI)
  • Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten
  • Vorarlberger Illwerke AG
  • Wärmepumpe Austria
  • Wien Energie GmbH
  • WKO

In der Österreichischen Energieagentur vertretene Organisationen bzw. Firmen

Nachtrag 16.11.2017

In der aktuellen Funktionsperiode setzt sich der Vorstand aufgrund der Statuten folgendermaßen zusammen:

Links

Bildnachweis: © Österreichische Energieagentur #wohnblogAt
tags: einfamilienhaus, energie, energieagentur, energieeffizienz, energiekosten, erneuerbare, haus, heizen, heizkosten, heizung, heizsystem, #wohnblogAt

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Alois G. Auinger

Wohnen, Energie nutzen zu können und mobil zu sein und auf unsere Umwelt zu achten sind Grundvoraussetzungen für unser heutiges Leben und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen. Diese Themenkreise bearbeite ich in meinem wohnblogAT. Wenn Sie Ihre Kommunikation in diesen Themenfeldern optimieren wollen, kann ich Ihnen helfen. Hier finden Sie mein Impressum.


        

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